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AutorenbildMaximilian Thiele

Lymphdrainage: Wirkung und Anwendung



Sie regt den Lymphfluss an und wirkt gleichzeitig entspannend: Die Lymphdrainage ist eine spezielle medizinische Massage, die Schwellungen an Beinen und Armen sanft lindert, indem mit sanften Handgriffen gestaute Flüssigkeit im Gewebe gelöst und abtransportiert wird. Die Lymphdrainage wird oft begleitend zu anderen Therapien verordnet. Sie wird immer dann eingesetzt, wenn sich Flüssigkeit im Gewebe staut und dadurch Schwellungen entstehen, zum Beispiel nach Operationen oder orthopädischen Verletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen.

Hier bekommst Du ausführliche Informationen zum Thema Lymphdrainage, was sich hinter der manuellen Therapie verbirgt, wie sie wirkt, bei welchen Beschwerden die medizinische Massage angewendet wird und was es vor und nach der Behandlung zu beachten gibt.


Was ist eine Lymphdrainage?

Bei der Lymphdrainage handelt es sich um eine sogenannte Entstauungstherapie, also um eine bestimmte Form der medizinischen Massage. Sie ist fester Bestandteil der „Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie“ und wird bei Stauungen der Gewebsflüssigkeit eingesetzt. Mit verschiedenen Grifftechniken kreisen bei der manuellen Lymphdrainage die Hände der Behandler:innen entlang der feinen Lymphbahnen unseres Lymphsystems, die unseren ganzen Körper von Kopf bis Fuß durchziehen. Dadurch wird der Lymphfluss angeregt und die Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen transportiert. 

Ziel der Lymphdrainage ist, geschwollenes Gewebe (Ödeme) zum Beispiel an Beinen oder Armen oder auch an anderen Stellen des Körpers zunächst zu entstauen, den Abtransport der Flüssigkeit aus dem Gewebe zu fördern und damit den Umfang der Schwellung zu reduzieren. 

Manuelle Lymphdrainage (MLD) und apparative Lymphdrainage (ALD)

Im medizinischen Bereich gibt es die manuelle Lymphdrainage (MLD) und eine sogenannte apparative Lymphdrainage (ALD). Bei der manuellen Lymphdrainage befindest Du Dich in guten Händen, denn die Massage wird, wie der Name vermuten lässt, mit den Händen und speziellen Grifftechniken durchgeführt. 


Was aber genau ist eine apparative Lymphdrainage? Dabei handelt es sich um eine Druckwellenmassage. Patient:innen ziehen eine spezielle Hose an, die mit Luftkammern ausgestattet ist, die wiederum von einem Kompressor rhythmisch aufgepumpt wird. Dadurch baut sich Schritt für Schritt – beginnend an den Füßen in Richtung Leistengegend –  ein Druck in den Kammern auf. Auf diese Weise wird die gestaute Flüssigkeit nach oben aus dem Bein befördert. Nach etwa 30 Sekunden wird die Luft aus den Kammern gelassen, der Druck entweicht und ein neuer Zyklus beginnt. 



Unsere Lymphgefäße sind wie unsere Blutgefäße das wichtigste Transportsystem in unserem Körper. Beide durchziehen unseren Organismus von Kopf bis Fuß. Über die Blutgefäße gelangen Nährstoffe und Flüssigkeit in das Gewebe. Der größte Teil wird wieder ins Blut abgegeben, ein Teil verbleibt jedoch im Gewebe und sammelt sich an. Diese Flüssigkeit wird dann über die Lymphbahnen abtransportiert. Wird dieser Abfluss behindert, staut sich die Flüssigkeit im Gewebe: Ödeme entstehen.


Eine Lymphdrainage bewirkt eine Entstauung des Gewebes und kann dadurch eine schmerzlindernde und muskelentspannende Wirkung entfalten. Die sanften Handgriffe der manuellen Lymphdrainage werden von Patient:innen außerdem als sehr wohltuend und entspannend empfunden. 


Einsatzgebiete der Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage findet überall dort Anwendung, wo sich Lymphflüssigkeit im Gewebe staut wie beispielsweise bei einem sogenannten Lipödem (vermehrtes Unterhautfettgewebe) oder bei einem chronischen Lymphödem. Ein Lymphödem entsteht durch eine chronische Entzündung der Zwischenräume, also in Räumen zwischen Zellen, Organen und Geweben. Dadurch wird der Abfluss von Lymphflüssigkeit verhindert und es kommt zu einer Stauung der Flüssigkeit mit einer deutlich sichtbaren Schwellung (Ödeme).


Eine Lymphdrainage kommt zudem im Bereich der Orthopädie zum Einsatz, zum Beispiel nach schweren orthopädischen Verletzungen oder Operationen, wenn Lymphbahnen durchtrennt wurden, um die Schwellungen und Schmerzen zu behandeln. Die Lymphdrainage ist daher auch fester Bestandteil bei der Therapie von Sportverletzungen oder bei einer Venenschwäche (Krampfadern).


Weitere Anwendungsbereiche der Lymphdrainage:

  • Gelenkerkrankungen (Chronische Polyarthritis)

  • Schmerzsyndrom (Morbus Sudeck)

  • Schwellungen nach Halbseitenlähmung (Schlaganfall)

  • Kopfschmerzen

  • Schwangerschaft


Vorsicht: Für wen eignet sich die Lymphdrainage nicht?

Bei Menschen mit Erkrankungen wie Thrombosen oder einer nicht medikamentös eingestellten Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen darf eine Lymphdrainage nicht oder nur in Absprache mit behandelnden Ärzt:innen durchgeführt werden. Auch bei akuten bakteriellen oder viralen Entzündungen, bei einer Phlebothrombose (Verschluss tiefer Venen) oder einer Thrombophlebitis (Entzündung oberflächlicher Venen), bösartigen Erkrankungen (Krebs), einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) oder arteriellen Durchblutungsstörungen ist eine Lymphdrainage kontraindiziert. 


Wer führt die Lymphdrainage durch?

Die Anwendung einer Lymphdrainage wird in der Regel von Physiotherapeut:innen, Masseur:innen mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation auf Verordnung von Ärzt:innen durchgeführt. Das können Hausärzt:innen, Lympholog:innen oder Hautärzt:innen sein, die aufgrund medizinischer Indikation ein Rezept für die manuelle oder apparative Lymphdrainage als sogenanntes Heilmittel ausstellen. Sie bestimmen auch die Behandlungsdauer je nach Schwere der Erkrankung. Eine manuelle Lymphdrainage dauert zwischen 30, 45 und 60 Minuten.

Was kostet die Lymphdrainage?

Die Kosten für die Lymphdrainage übernehmen in der Regel die Krankenkassen. Patient:innen müssen nur eine gesetzliche Zuzahlung leisten, die 10 Prozent der Heilmittelkosten beträgt, plus 10 Euro pro Verordnung.  Wie häufig die Lymphdrainage stattfindet, hängt von der Verordnung ab und in welcher Phase der Therapie Du Dich gerade befindest. Direkt nach einer Operation findet die Behandlung öfter, manchmal auch täglich statt. Später meistens ein- bis zweimal pro Woche.  

Ablauf einer Lymphdrainage: So geht´s

Physiotherapeut:innen wenden bei der Lymphdrainage eine bestimmte Technik an, um die Wege des Lymphsystems freizulegen, damit die Lymphflüssigkeit abfließen kann. Dabei werden mehrere Körperbereiche behandelt. Die Behandlung beginnt am Hals, dann folgen der Rumpf und schließlich die Beine und Arme. Mit sanften, kreisenden Grifftechniken regen Behandler:innen die gestaute Flüssigkeit im Gewebe an und fördern so die Aufnahmen der Flüssigkeit in das Lymphsystem. Die typischen Griffe einer Lymphdrainage sind:

  • Kreisen: Physiotherapeut:innen führen mit gestreckten Händen sanfte, kreisende Bewegungen durch, um die Haut zu verschieben und den Lymphfluss anzuregen.  

  • Pumpen: Beim sogenannten Pumpen legen Therapeut:innen ihre Handfläche auf das zu behandelnde Bein oder den Arm der Patienten:innen. Mit längs und quer (einander greifenden) Bewegungen wird zunächst mit dem Daumen- und Fingerballen, dann mit der Handinnenfläche die Lymphe in die Abflussrichtung gepumpt.

  • Drehen: Mit dem Drehgriff werden flache Körperoberflächen wie der Rücken behandelt. Dabei schieben die Handflächen der Behandler:innen die Flüssigkeit im Gewebe mit kreisenden Bewegungen.

  • Schöpfen: Bei dieser Technik führen Therapeut:innen eine schöpfende Bewegung durch Quer- und Längsschübe mit der Handfläche aus.




Tipps: Worauf musst Du vor oder nach einer Lymphdrainage achten?

Bewegung fördert den Abfluss der Lymphflüssigkeit und regt diesen an. Begleitend zur Lymphdrainage eignen sich daher Aktivitäten wie zum Beispiel Spaziergänge, Ausdauersportarten wie Nordic Walking und Radfahren oder ein moderates Krafttraining. Auf folgende Dinge solltest Du außerdem vor und nach der Lymphdrainage achten:

  • Eine Lymphdrainage regt nicht nur den Lymphfluss an, sondern auch die Bildung von Urin. Suche daher vor der Behandlung lieber eine Toilette auf, um die Lymphdrainage ohne Störung genießen zu können.

  • Die Lymphdrainage wirkt sehr entspannend. Nach der Behandlung kannst Du Dich daher etwas müde fühlen. Plane lieber etwas mehr Zeit für eine Ruhepause ein.

  • Verzichte möglichst auf enge, einschnürende Kleidung, um die Lymphe nicht bei ihrer Arbeit zu behindern.

  • Moderate Bewegung nach der Lymphdrainage unterstützt die Wirkung der Behandlung. Spaziergänge sind wunderbar.

  • Vergiss nicht, ausreichend Flüssigkeit zu trinken. Wasser oder ungesüßte Tees sind ideale Getränke.

  • Bei einer Lymphdrainage an Hals, Rumpf, Beinen und Armen sind die behandelnden Körperregionen frei von Kleidung.

  • Manchmal werden nach der Behandlung das Bein oder der Arm mit einem Kompressionsstrumpf bandagiert, um das Ergebnis der Lymphdrainage zu erhalten.


Balsam für die Seele: Lymphdrainage genießen

Auch wenn eine Lymphdrainage hauptsächlich als medizinische Massage zur Entstauung von geschwollenem Gewebe von Ärzt:innen verordnet wird, eignet sich diese spezielle Massage auch hervorragend zur Entspannung und Entschlackung Deines Körpers. Die sanfte Behandlung steigert das allgemeine Wohlbefinden. Und mit speziellen Grifftechniken wird die Durchblutung des Gewebes angeregt und die Haut gestrafft. 

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