Die Russen lieben es, zum Saunieren in eine Banja zu gehen – bei den langen, schneereichen Wintern kein Wunder. Die Banja oder auch russische Sauna ähnelt der finnischen Sauna, hat aber eine ganz eigenständige Tradition herausgebildet, die Schwitzen und Geselligkeit auf besondere Weise miteinander verbindet. Birkenzweige und Saunahüte spielen dabei eine wichtige Rolle.

Russische Sauna: Was zeichnet eine Banja aus?
Die traditionelle russische Sauna wird als Banja bezeichnet. Sie ist eine Variante des Dampfbades und tief in der russischen Kultur verwurzelt. Bereits während der Wikingerzeit im 12. Jahrhundert entstanden in der Nähe von St. Petersburg die ersten russischen Banjas. Was sie auszeichnet? Eine typische russische Sauna ist mit Holz ausgekleidet und wird traditionell mit einem Holzofen beheizt. Er diente in der ursprünglichen Banja auch dazu, Wasser in Kübeln zu erhitzen und so heißen Dampf zu erzeugen.
Die Temperaturen sind mit 80 bis 95 Grad ähnlich heiß wie in einer finnischen Sauna, liegen sogar oft noch darüber. Auch die hohe Luftfeuchtigkeit ist typisch für eine Banja. Sie wird durch Aufgüsse erreicht, meist mit ätherischen Ölen angereichert, die über die Steine des Sauna-Ofens gegossen werden. Beides zusammen, die hohe Hitze und Luftfeuchtigkeit, fordern das Herz-Kreislauf-System stark heraus und sind eher für Hartgesottene und Fortgeschrittene geeignet.

Ablauf eines Besuchs in der Banja: die Besonderheiten
Zunächst duscht man sich ab, in Russland setzen sich viele traditionell eine Banja-Kappe (Saunahut) auf, die den Kopf vor der Hitze schützt. Dann erfolgt der eigentliche Saunagang im Schwitzraum. Hier erfolgen die Saunaaufgüsse und der “Wenik” kommt zum Einsatz: ein duftendes Bündel aus Zweigen, meist aus eingeweichten Birken. Damit schlagen sich die Gäste selbst oder gegenseitig ab.
Sanftes Peitschen und angenehmer Birkenduft
Damit das Ganze keine schmerzhafte Angelegenheit wird, befinden sich noch die Blätter an den Zweigen. So wird das Abschlagen mit dem Birkenzweigen-Besen zu einer anregenden und intensiven Massage. Zudem regt das sanfte Peitschen die Durchblutung der Haut an, die Pflanzenwirkstoffe können besser in den Körper eindringen. Außerdem intensiviert das Herumwedeln mit den Bündeln noch den Dampf und die Hitze in der Sauna. Das Wasser aus den eingeweichten Birken wird auch für den sogenannten Wenik-Aufguss verwendet. Angenehmer Birkenduft inklusive.
Nach dem Schwitzgang kühlen sich die Besucherinnen und Besucher wie in jeder anderen Sauna ab: entweder mit einer kalten Dusche oder kaltem Schnee – die beliebteste Form in Russland. Danach ruht man sich im Erholungsraum aus und kann einen weiteren Gang ins Dampfbad unternehmen.

Traditionell besteht eine russische Banja aus drei Räumen. Die Bereiche sind nach den Geschlechtern getrennt, Damen und Männer saunieren für sich:
Garderobe und Ruhezonen: Vor dem Beginn eines Banja-Besuches wird hier die Kleidung verstaut. Gleichzeitig dient dieser Raum als Treffpunkt, wo man sich ausruht, miteinander plaudert sowie essen und trinken kann. Dort kann man sich oft auch Getränke und russische Speisen bestellen.
Duschen und Toiletten: Hier befinden sich die Sanitäranlagen und die Duschen.
Sauna: Im dritten Raum befindet sich schließlich die Sauna. In Russland ist es üblich – außer einer Kopfbedeckung – nackt zu saunieren.
Banja: russisches Kulturgut
Der Besuch einer Banja gehört zu den wichtigsten Freizeitbeschäftigungen in Russland. Früher nutzte man die Sauna zum wöchentlichen Waschen, weil es gerade auf den Dörfern kein fließendes Wasser in den Häusern gab. Meistens gingen die Bauern zum Anschluss der Arbeitswoche samstags in die Sauna. Gleichzeitig war und ist die Dampfsauna ein beliebter Treffpunkt, um mit Gleichgesinnten und Freunden zu entspannen. In der russischen Sauna wird auch gern Tee und Bier getrunken. Letzteres ist nicht zur Nachahmung zu empfehlen.

Viele Russen, die auf dem Land leben oder dort eine Datscha (Wochenendhaus) besitzen, bauen sich eine eigene kleine Holzhütte für eine private Sauna. Dort versammelt sich die gesamte Familie zum gemeinsamen Schwitzen. Die Liebe zur russischen Sauna geht soweit, dass viele Russen sagen, dass man Russland nicht wirklich besucht hat, wenn man nicht einmal eine Banja besucht hat. In den Städten finden sich eine Vielzahl öffentlicher Banjas.
Die berühmteste Banja in Russland: das Sanduny-Bad in Moskau
Seit 1808 sind die im Stil der Beaux-Arts errichteten Sanduny-Bäder in Betrieb. Das architektonische Schmuckstück gilt als das luxuriöseste Banja Moskaus. Das legendäre Badehaus wurde schon von den Dichtern Leo Tolstoi und Anton Tschechow besucht. Hier schließen bedeutende Persönlichkeiten aus der Stadt sogar ihre Geschäfte ab. Eine Wellness-Oase für Einheimische und Touristen.
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