Fango ist eine Erfindung der alten Römer. Schon zu Cäsars Zeiten machte man sich die wohltuende Wärme und die anderen heilenden Effekte des mineralischen Schlamms zunutze und setzte es bei den verschiedensten Beschwerden ein. Mit Fango-Schlamm, der direkt auf die Haut aufgetragen wird oder mit Fangopackungen lassen sich nicht nur etwa Beschwerden der Halswirbelsäule oder der Lendenwirbelsäule behandeln. Auch bei Gelenkschmerzen oder Menstruationskrämpfen kann Dir eine Fango-Behandlung spürbar Erleichterung verschaffen. Erfahre hier mehr über Wirkung, Anwendung und Einsatzgebiete von Fango und wie lange Du die wohlige Wärme in der Regel genießen darfst.
Was ist Fango?
Fango (ital. für “Schlamm” oder “Schlick”) ist ein zu Therapiezwecken eingesetzter Schlamm, der aus zermahlenem Vulkangestein und Wasser oder Thermalwasser besteht. Der feine Schlamm wird zunächst auf 45 bis 50 Grad Celsius erhitzt und dann auf Deine Haut – beispielsweise auf Deinen Rücken – aufgetragen. Dort verbleibt er eine gewisse Zeit. Nun können Wärme und die wertvollen Inhaltsstoffe ihre Wirkung entfalten.
Es gibt zwei Arten von Fango: den anorganischen und den organischen. Der anorganische Fango setzt sich aus feinem Vulkangestein und (Thermal)Wasser zusammen, wohingegen der organische Fango (oder “italienische Fango”) darüber hinaus noch Algen, Ton oder Lehm sowie Mikroorganismen enthält.
Wirkung von Fango
Fango-Anwendungen haben viele positive Wirkungen. Folgende Effekte hat eine Fango-Behandlung auf den Körper oder die Psyche bzw. kann sie haben:
Wärmt
Fördert die muskuläre Entspannung
Lockert das Gewebe
Fördert die Durchblutung (z. B. der Haut, des Bindegewebes, der Muskeln)
Wirkt entzündungshemmend
Wirkt schmerzlindernd oder schmerzstillend
Hat eine anregende Wirkung auf den Stoffwechsel
Aktiviert die Verdauung
Immunstärkend
Fördert das psychische Wohlbefinden durch Freisetzung wohltuender Botenstoffe (emotionale Entspannung)
Die positiven Wirkungen beruhen entweder auf der Wärme der Fango-Behandlung oder gehen auf die vulkanischen Mineralien wie Kieselsäure, Eisen oder Magnesium oder auf die Algen zurück. So hat die Wärme beispielsweise die Wirkung, dass Deine Durchblutung im Körper verbessert wird. Die Gefäße stellen sich bei einer gesteigerten Durchblutung weiter, es gelangen mehr Sauerstoff und Nährstoffe zu Deinen Zellen und Organen. Der Stoffwechsel wird angeregt, ebenso kommt die Verdauung in Schwung. Stoffwechselendprodukte können schneller abtransportiert werden. Aufgrund dieser Wirkungen wird Wärme bei verschiedenen Beschwerden gerne als Wärmetherapie eingesetzt.
Die Algen im Fango wiederum enthalten Substanzen, die über die Haut aufgenommen werden und den Körper dazu veranlassen sollen, schmerzlindernd wirkende Glückshormone zu produzieren. Nicht zuletzt wird das Immunsystem stimuliert, indem der Körper während der Fango-Behandlung seine Temperatur etwas hochfährt.
Fango – Behandlung bei vielen Problemen sinnvoll
Die vielen verschiedenen Wirkungen von Fango lassen ein besonders breit gefächertes Einsatzgebiet dieser Behandlung zu. Folgende Beschwerden, Probleme und Erkrankungen können damit etwa im Rahmen einer Physiotherapie behandelt werden:
Rückenschmerzen (z. B. LWS-Syndrom oder Hexenschuss)
Schmerzen im Nacken (z. B. HWS-Syndrom)
Muskelverspannungen mit tastbaren Verhärtungen
Chronische Gelenkschmerzen (z. B. rheumatoide Arthritis, Arthrose)
Prellungen, Verstauchungen
Sehnenentzündung
Menstruationsbeschwerden
Erkrankungen der Haut (z. B. Neurodermitis, Schuppenflechte, Ekzeme)
Stress und Stresssymptome
Anwendung von Fango: die Fango-Massage
Eine Fango-Behandlung wird gewöhnlich entweder in physiotherapeutischen Einrichtungen durchgeführt oder in Wellnesszentren. Um Fango für die Anwendung nutzbar zu machen, wird das mineralische Gestein zunächst mit (Thermal)Wasser gemischt, bis ein Brei entsteht. Der Fango-Brei wird dann auf 45 bis 50 Grad Celsius erhitzt. Anschließend trägt der Masseur oder die Masseurin diesen Brei in einer etwa drei Zentimeter dicken Schicht auf die Haut, also beispielsweise die schmerzhafte Stelle am Rücken, auf. Dies geschieht entweder mit den Händen oder mit einem Pinsel. Da es eine gewisse Zeit braucht, bis die Masse gleichmäßig über Deinen Rücken verteilt ist, spricht man in diesem Zusammenhang auch von einer “Fango-Massage”. Denn dies wird als sehr angenehm und entspannend empfunden.
Damit die Wärme des zuvor erhitzten Fango-Schlamms nicht entweichen kann, wird Dein Körper nach der Behandlung mit Folie, einem Tuch oder einer Decke bedeckt. Doch kannst Du Fango nicht nur als Auflage verwenden. Es ist auch möglich, das mineralische Fango-Pulver für ein Fango-Bad zu verwenden – ähnlich wie ein Moorbad. Der Schlamm wird von den Behandler:innen nur einmal benutzt und dann entsorgt.
Gut zu wissen: Übrigens kannst Du den natürlichen Fango-Schlamm prima auf dem Kompost entsorgen. Denn die wertvollen Mineralien wirken sich nicht nur positiv auf Deine Gesundheit, sondern auch auf die Deines Komposts aus.
Dauer einer Fango-Behandlung
Eine Fango-Therapie dauert im Rahmen einer manuellen Therapie bei einem Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin zwischen 20 und 40 Minuten.
Fangopackungen als Alternative?
Wahrscheinlich findest Du nicht immer die Zeit, Dir eine Fango-Paste selbst zu mischen oder eine physikalische Therapie bei einem Physiotherapeuten/ einer Physiotherapeutin oder im Wellness-Zentrum durchführen zu lassen. Um dennoch in den Genuss der wohligen Wärme zu kommen, kannst Du Dir eine Fangopackung aus Paraffinwachs und Fango kaufen. Der Vorteil dieser fertigen Fangopackungen, die den Fango-Brei in sich verschließen, ist, dass Du während der Wärmetherapie völlig sauber bleibst und Dich hinterher auch nicht duschen musst. Zudem sind solche Paraffin-Fangopackungen kostengünstiger.
Ein Nachteil ist, dass Du mit diesen Fangopackungen nicht von den Mineralien oder Algen profitierst, da die Wirkstoffe des Fango bei dieser Variante keinen direkten Kontakt zu Deiner Haut haben und somit auch nicht in sie eindringen können.
Kann eine Fango-Behandlung Nebenwirkungen haben?
Auch wenn Fango-Anwendungen in der Regel ohne Probleme ablaufen, kann es sein, dass zuweilen Nebenwirkungen auftreten. Hier ist es möglich, dass ein Mensch allergisch auf einen der Inhaltsstoffe des Schlamms reagiert, beispielsweise auf die enthaltenen Algen. Dann kommt es zu den typischen Reaktionen wie Rötung der Haut, Ausschlag oder Juckreiz. Andere Menschen wiederum haben nach einer Fango-Behandlung mit den Folgen der Wärme zu kämpfen und antworten darauf mit Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindelgefühlen.
Fango selber machen
Möchtest Du eine Fango-Behandlung zu Hause durchführen (lassen), kannst Du Dir das Fango-Pulver ganz einfach im Internet bestellen (zwischen einem und 20 Kilogramm) und dann selbst anrühren. Zur Anwendung nimmst Du einfach zwei Drittel vom Fango-Pulver und mischst es mit einem Drittel Wasser zu einer breiigen Masse. Dann kannst Du es auf die Stelle Deiner Wahl – etwa auf den schmerzenden Rücken oder das schmerzende Gelenk – ungefähr drei Zentimeter dick aufbringen (lassen). Fango lässt sich ebenso leicht selbst machen wie eine Gesichtsmaske, beispielsweise aus Quark und zerkleinerter Gurke.
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