Im Alltag vermeiden wir es meistens, ins Schwitzen zu kommen – in der Sauna ist das Gegenteil der Fall. Während der Saunagänge genießen wir es, wenn unser Körper ordentlich auf Touren kommt und kleine Schweißtröpfchen von unserer Haut abperlen. Schwitzen tut erwiesenermaßen unserem Herz-Kreislauf-System gut und unterstützt ganz allgemein unsere Gesundheit. Aber warum eigentlich? Wir haben sieben Fragen und teilweise verblüffende Antworten zusammengestellt.
Warum schwitzen wir?
Für unsere Gesundheit ist es wichtig, die Körpertemperatur konstant zu halten, damit die inneren Organe optimal funktionieren können. Bei gesunden Menschen liegt sie zwischen 36 und 37 Grad Celsius. Unser Schweiß funktioniert wie eine körpereigene Kühlanlage. Ohne ihn könnten wir unsere Körpertemperatur nicht regulieren. Um die Temperatur im gesunden Bereich zu halten, werden bei Hitze die Blutgefäße weit gestellt und die Abgabe von Schweiß erhöht – wir beginnen zu schwitzen. Die Feuchtigkeit verdunstet auf der Hautoberfläche, dadurch wird das darunter strömende Blut gekühlt und so dafür gesorgt, dass unser Körper die richtige Betriebstemperatur hat. Der ganze Vorgang wird auch Verdunstungskälte genannt. Bei anstrengendem Sport oder bei einem Saunabesuch kann unsere Haut bis zu 14 Liter Flüssigkeit am Tag ausscheiden.
Während des Saunagangs setzen wir uns gezielt einem Hitzestress aus. Um eine Überhitzung zu vermeiden, reagiert unser Körper sofort: Die Venen erweitern sich und das Blut fließt in die Gefäße unter der Haut: in winzige Kapillare, die sich ebenfalls erweitern und die Hitze abgeben. Sichtbar wird dies durch eine Rötung und Erwärmung der Haut – und die Aktivierung der Schweißdrüsen.
Als Meisterin im Multitasking schützt unsere Haut den Körper auch vor schädlichen Umwelteinflüssen. Ein Fettfilm aus Sekreten der Talg- und Schweißdrüsen stoppt beispielsweise viele Keime, die über die Haut in den Körper eindringen wollen. Übrigens: Es sind nicht nur hygienische Gründe, warum man vor dem ersten Saunagang duschen sollte. Duschgele waschen den Fettfilm der Haut herunter, dadurch schwitzt es sich in der Sauna besser. Gleichzeitig sollte man sich nach dem Duschen gründlich abtrocknen: Auch das hilft unserer äußeren Hülle, schneller ins Schwitzen zu geraten.
Wie viele Schweißdrüsen besitzen wir?
Auf heller Haut befinden sich pro Quadratzentimeter zwischen 100 und 350 Schweißdrüsen, die meisten liegen in der Handfläche, in den Achselhöhlen und Fußsohlen. Insgesamt verteilen sich etwa drei Millionen Schweißdrüsen in unterschiedlicher Dichte über den ganzen Körper. Sie sorgen dafür, dass unser Organismus bei hohen Temperaturen oder bei Anstrengung nicht heiß läuft. Pro Tag können sie zwischen 0,5 und 14 Liter Flüssigkeit ausscheiden. Die meisten Menschen verlieren täglich mindestens etwa einen halben Liter Schweiß.
Unsere Haut ist in drei Schichten aufgebaut: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Dermis oder Corium) und Unterhaut (Subkutis). Die Schweißdrüsen befinden sich in der mittleren Hautschicht: Die Lederhaut besteht aus straffem Bindegewebe, versorgt die Oberhaut mit Nährstoffen und enthält neben den Talg- und Schweißdrüsen vor allem Blutgefäße, Nervenzellen und Haarfollikel.
Woraus besteht Schweiß?
Das Potpourri der Schweißbestandteile macht den typischen Körpergeruch eines jeden Menschen aus. Die genaue Zusammensetzung ist individuell und genetisch festgelegt – und verändert sich im Laufe des Lebens, etwa durch Hormonumstellung und das Alter. Was aber für alle gilt: Die Absonderungen bestehen zu 99 Prozent aus Wasser – und auch Salz, was sich manchmal an den feinen weißen Kristallen auf einem verschwitzten T-Shirt zeigt, wenn es trocknet. Außer Salz finden sich Spuren von Eiweiß, Milchsäure, Fett, Harnstoff und Zucker in unserem Schweiß.
Schwitzen führt zum Verlust von Wasser, Harnstoff, Natrium, Kalium, Chlor, Laktat – um nur die wichtigsten Stoffe zu nennen. Manche vermuten, dass über den Schweiß auch Metalle und Toxine ausgeschieden werden – allerdings ist diese Menge wesentlich geringer als jene, die den Körper über die Nieren und den Verdauungstrakt verlässt. Wer also seinen Körper ”reinigen” möchte, sollte möglichst viel Wasser trinken.
Hilft Sauna gegen übermäßiges Schwitzen?
Bei manchen Menschen ist die Schweißabgabe gestört, in der Fachsprache heißt diese Erkrankung Hyperhidrose. Wer darunter leidet, transpiriert stark, und das ohne ersichtlichen Grund. Obwohl sie dafür nichts können, ist vielen Betroffenen ihre Veranlagung peinlich. Erstaunlicherweise kann Saunieren zu einem gesunden Schwitzen beitragen. Regelmäßige Saunagänge mit ihrem Wechselspiel aus Hitze und kaltem Wasser trainieren nämlich auch die Schweißdrüsen – ähnlich wie Wechselduschen nach Sebastian Kneipp – und können somit eine Hyperhidrose positiv beeinflussen. Für eine langfristige Wirkung auf die Regulationsfähigkeit der Schweißdrüsen sollte man möglichst regelmäßig saunieren. Im Übrigen reduziert die Entspannung in den Sauna-Oasen auch Stress – der ebenfalls die Transpiration anregt.
Macht Saunieren eine schöne Haut?
Wärme kurbelt die Durchblutung unserer äußeren Hülle an, sie wird optimal bis in die winzigsten Zellen mit Blut versorgt – das hält sie gesund. Zudem regt das Schwitzen den Stoffwechsel an, sodass sogar entzündliche Hautkrankheiten wie Akne, Schuppenflechte oder Neurodermitis abgemildert werden können. Insgesamt verbessert sich durch das Saunieren der Ernährungszustand unserer Haut, das Schwitzen hilft ihr bei der Reinigung, nach dem Saunieren kann sie Nährstoffe leichter aufnehmen. Um den positiven Effekt zu unterstützen, verwöhne deine Haut zum Abschluss mit einer reichhaltigen Creme. Tipp: Der Körper sollte vollständig abgekühlt sein, damit sich die Lotion nicht mit frischem Schweiß vermischt.
Warum schwitzen manche Menschen in der Sauna kaum?
Ganz banal kann es daran liegen, vor dem Saunagang zu wenig getrunken zu haben. Bis zu einem Liter Flüssigkeit kannst Du in der Sauna verlieren. Pro Stunde! Für einen positiven Effekt und damit der Körper nicht dehydriert, ist es wichtig, vor dem ersten Saunagang ausreichend zu trinken, damit der Körper genügend Flüssigkeit zur Verfügung hat, die er ausschwitzen kann: über den Tag verteilt möglichst mindestens zwei Liter Wasser, Kräutertee oder Saftschorlen.
Bei manchen Menschen sind die Schweißdrüsen einfach nicht so trainiert. Gerade bei Sauna-Anfänger:innen kann es sein, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis sich die ersten Schweißtröpfchen zeigen. Für die Gesundheit ist es gut, den ersten Saunagang entspannt auf der unteren Bank zu beginnen und sich dann allmählich “hochzuarbeiten”. Noch zwei Tipps, um deinen Körper auf das Schwitzen vorzubereiten: Ein warmes Fußbad unmittelbar vor dem Saunagang regt die Schweißproduktion an. Ebenso solltest Du darauf achten, mit trockener Haut in die Saunakabine zu gehen. Wer regelmäßig Saunagänge einlegt, trainiert die normale Funktion der Schweißdrüsen.
Nimmt man in der Sauna ab?
Schön wär's. Dass man durch Saunieren abnimmt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Es stimmt zwar, dass durch den Flüssigkeitsverlust die Waage nach der Sauna weniger anzeigt, aber dieser Gewichtsverlust ist nicht langfristig. Indirekt kann regelmäßiges Saunieren allerdings zu einem gesunden Körpergewicht beitragen. Wer regelmäßig in die Sauna geht, kurbelt seinen Stoffwechsel an und unterstützt so das Abnehmen. Auch das Schwitzen in der Sauna selbst verbrennt Kalorien, bei drei Saunagängen bis zu 150 Kalorien. Saunieren allein macht also nicht schlank, kann aber durchaus zu einem gesunden Körpergewicht beitragen.
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