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Kneippen: Fit und gesund durch Wassertreten

Autorenbild: Maximilian ThieleMaximilian Thiele

Kneippen soll unseren Stoffwechsel aktivieren, den Kreislauf anregen und unser Immunsystem stärken – und damit zum Beispiel Erkältungen vorbeugen. Was aber genau verbirgt sich hinter dem Kneipp'schen Naturheilverfahren, das der Pfarrer Sebastian Kneipp im 19. Jahrhundert entwickelte? Wie wirkt sich die Hydrotherapie auf unsere Gesundheit aus? Wie wird Kneippen richtig angewendet und eignet sich das Wassertreten auch für den Alltag zu Hause? Alle wichtigen Informationen rund um die Kneipp-Kur erfährst Du hier.



Mehr als nur Hydrotherapie: Was verbirgt sich hinter der Kneipp-Therapie?

Kuren, Kneippen und gesund bleiben. Neben Wasseranwendungen wie die berühmten Kneipp-Güsse und das Wassertreten sind auch Elemente der Ernährungs-, Bewegungs- und Phytotherapie im Kneipp´schen Naturheilverfahren beheimatet. Einst an schwerer Lungentuberkulose erkrankt, halfen dem Pfarrer Kneipp ausgiebige Kaltbäder in der Donau. Durch seine regelmäßigen Anwendungen bei Temperaturen zwischen fünf Grad und zehn Grad Celsius konnte er seine schwere Erkrankung heilen. Aus seinen Erfahrungen heraus entwickelte er seine Prinzipien für ein gesundes Leben. Und diese basieren bei Kneipp auf fünf Säulen:

  1. Hydrotherapie: Waschungen, Güsse, Wickel, Bäder oder Kräuterbäder – es gibt etwa 120 verschiedene Kneipp-Anwendungen mit Wasser. Kaltes Wasser steht als Heilmittel im Vordergrund, warmes Wasser hingegen spielt eine untergeordnete Rolle für die Gesundheit und kommt nur im Wechsel mit kaltem Wasser zum Einsatz. Die bekannteste Anwendung mit kaltem Wasser ist aber das Wassertreten nach Sebastian Kneipp. 

  2. Ernährungstherapie: Eine ausgewogene Ernährung spielt eine zentrale Rolle in Kneipps Philosophie. Sie bildet die Basis für ein gesundes und aktives Leben. Ihm ging es darum, dass jeder Mensch einfache, unverarbeitete und nahrhafte Nahrungsmittel zu sich nimmt. Er empfahl viel Obst und Gemüse, möglichst in Form von Rohkost, tierische Produkte in Maßen. Neben einer ausgewogenen Ernährung gab er auch Tipps zum Essverhalten: “Weniger ist mehr”, “Ausgewogenheit” und regelmäßiges Essen (z. B. kleinere Portionen morgens, mittags und abends) waren ihm wichtige Anliegen. Regional, nachhaltig und selbst zubereitet – so lautet sein Rezept für eine gesunde Ernährung.

  3. Bewegungstherapie: Leichte Sportarten, regelmäßige Bewegung im Alltag und der Verzicht auf einengende Kleidung – auch bei dem Thema Bewegung setzte Kneipp auf ein gesundes Maß der körperlichen Anstrengung, um sein seelisches und körperliches Wohlbefinden nachhaltig zu steigern. Ihm war schon zu seiner Zeit bewusst, dass regelmäßige Bewegung und Sport Stress abbauen, den Geist entspannen, Krankheiten vorbeugen oder sogar heilen können. Es ging ihm dabei keineswegs um Perfektion und Selbstoptimierung, sondern um das persönliche Wohlbefinden. Um den Körper und Kreislauf in Schwung zu bekommen, finden für Sebastian Kneipp körperliche Aktivitäten idealerweise in der Natur statt: Spaziergänge, Wanderungen und kurze Laufeinheiten eignen sich perfekt dafür.

  4. Phytotherapie: Auch die Kraft von Heilpflanzen und Kräutern sind eine wichtige Säule der Kneipp-Therapie. Sebastian Kneipp war davon überzeugt, dass gegen fast jedes Leiden ein Kraut mit entsprechenden pflanzlichen Inhaltsstoffen gewachsen sei. Die Anwendung und Einnahme von Heilkräutern sollen den Körper kräftigen, indem sie kranke Stoffe auflösen und aus dem Organismus ausleiten. Die innere und äußere Anwendung von Heilkräutern in Form von Tees, Dragees, Wickeln, Güssen, Badezusätzen oder Salben (begleitend zum Wassertreten) sind daher fester Bestandteil einer ganzheitlichen Kneipp-Kur. 

  5. Ordnungstherapie: Heute würden wir von einer gesunden Work-Life-Balance sprechen. Mit dem Thema zur bewussten Lebensführung und Lebensgestaltung hat sich auch Kneipp auseinandergesetzt und kam zu dem Ergebnis, dass regelmäßige Pausen zum Abschalten und Entspannen wichtig sind, um sich von den Strapazen des Alltags und Jobs zu erholen. Nur so sei ein harmonischer Lebensrhythmus für ein gesundes Leben möglich.


Kneippen: Wie wirkt sich Wassertreten auf die Gesundheit aus?



Die wohl bekannteste Anwendung von Sebastian Kneipp ist das Wassertreten. Dafür tauchst Du zuerst den rechten (herzfernen) Fuß – mit der Spitze beginnend – in das kalte Wasser und ziehst ihn wieder ganz aus dem Wasser heraus. Schrittweise folgt nun der linke Fuß, dann abwechselnd wieder der rechte Fuß. Wofür ist die Anwendung, das Wassertreten oder Kneippen, aber eigentlich gut? Wie wirkt sich Wassertreten im kalten Wasser auf unsere Gesundheit aus?

Wirkprinzip von Wassertreten

Schreiten wir durch das kalte Nass und ziehen die Füße und Unterbeine anschließend wieder gänzlich aus dem Wasser heraus, entsteht im Wasser zunächst ein Kältereiz an Füßen und Beinen. Der Kältereiz sorgt dafür, dass sich unsere Gefäße – auch die feinen Blutgefäße (Kapillare) zusammenziehen. An der frischen Luft reguliert unser Körper die Temperatur und erwärmt die kalten Füße und Beine. Die Erwärmung außerhalb des Wassers führt zu einer Erweiterung der Gefäße und Kapillaren. Durch die wechselnden thermischen Reize zwischen kalt und warm wird die Durchblutung im Körper beim Wassertreten angeregt, was sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken kann. So ist das Wechselspiel zwischen Verengung und Erweiterung der Kapillaren zum Beispiel ein wunderbares Gefäßtraining. 


Regelmäßiges Wassertreten kann sich folgendermaßen auf Dein Wohlbefinden auswirken:

  • Du fühlst Dich wacher und frischer.

  • Dein Stoffwechsel und der Kreislauf werden angeregt, was bei einem zu niedrigen Blutdruck hilfreich sein kann.

  • Dein Immunsystem wird gestärkt und Du beugst damit Erkältungen vor.

  • Du bist entspannter und kannst leichter einschlafen.

  • Du kräftigst Deine Venen und beugst so Krampfadern und deren Folgebeschwerden vor.

  • Du fühlst durch den Kälteschock eine Schmerzlinderung an den Nervenenden.

  • Deine Muskeln produzieren Wärme und entspannen sich. 


Nicht nur Wassertreten, auch andere Wasseranwendungen wie Bäder, Wickel, Güsse nach Kneipp entfalten nachhaltig positive Effekte auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. In Verbindung mit Kneipps Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise, mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung im Alltag sowie der Anwendung von Heilkräutern, tust Du viel Gutes für Deinen Körper, Geist und Deine Seele. 

Anwendung einer Kneipp-Kur: So funktioniert Kneippen

Ob im klassischen Kneipp-Becken oder Wasser-Tretbecken in Thermen, Saunen, SPA- und Wellness-Oasen, im Meer, Seen, Flüssen, Bächen oder im eigenen Bad zu Hause: Wassertreten à la Kneipp ist fast überall möglich, wo kaltes Wasser fließt. Einzige Voraussetzungen: Die Temperatur des Wassers sollte bei unter 18 Grad Celsius liegen und das Wasser sollte bis zum Knie reichen.



Wassertreten im eigenen Home-SPA: So geht´s

Möchtest Du zu Hause die positiven Effekte des Wassertretens genießen und in den eigenen vier Wänden kneippen? Wenn eine Badewanne in Deinem Bad steht, steht der Wasseranwendung nichts im Wege. In unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung erfährst Du, wie es richtig geht:

  1. Befülle Deine Badewanne mit kaltem Wasser. Die Wassergrenze sollte bis knapp unter Dein Knie reichen.

  2. Steige zuerst mit dem rechten Fuß in die Badewanne und schreite wie ein Storch mit den Füßen auf der Stelle. 

  3. Ziehe das Bein und die Fußspitze (nach unten beugen!) komplett aus dem Wasser.

  4. Beende den Kältereiz, wenn dieser zu stark wird.

  5. Streife nun das kalte Wasser mit den Händen von den Beinen in Richtung Füße und trockne sie ab.

  6. Kurbel die Erwärmung an, indem Du Socken und Schuhe anziehst und eine kleine Fußgymnastik durchführst.


Gut zu wissen: Bei der Anwendung sollte Dein Körper nicht zu sehr auskühlen, denn das würde wiederum Deinen Körper schwächen und eventuell anfälliger für Erkältungen machen. 


Was spricht gegen Wassertreten nach Kneipp?

Auch wenn Kneippen als gesundheitsfördernd gilt, gibt es einige körperliche Beschwerden, bei denen Du besser auf Kältereize in Form von Wassertreten verzichten solltest. Während der Menstruation zum Beispiel kommt es auf Dein körperliches Wohlbefinden an. Fühlst Du Dich geschwächt, ist Wassertreten ungeeignet. Fühlst Du Dich aber während der Tage gut, probiere die Kneipp-Anwendung einfach aus. Komplett auf Wassertreten verzichten solltest Du aber bei folgenden Erkrankungen:

  • Harnwegsinfektionen (Blasenentzündung)

  • Blasenkrankheiten

  • Nierenkrankheiten

  • Unterleibsinfektionen

  • Schwere arterielle Durchblutungsstörungen

  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Akute Entzündungen

  • Offene Wunden

Kneipp-Anwendungen mit kaltem Wasser: Bäder, Wickel, Güsse

Die vielen unterschiedlichen Wasseranwendungen von Sebastian Kneipp entfalten alle eine ganz bestimmte Wirkung auf Deinen Körper. Manche wirken belebend, entspannend oder schlaffördernd, andere Anwendungen der Hydrotherapie straffen Deine Haut, lindern Schmerzen und regen den Kreislauf und Stoffwechsel an. Ganz nach Deinen Bedürfnissen und Vorlieben kannst Du Bäder, Wickel und Güsse bei Dir zu Hause durchführen.

Beliebte Anwendungen nach Kneipp: 

Viele Anwendungen sorgen für neue Energie und auch die folgenden beliebten Anwendungen wirken belebend oder beruhigend und haben noch weitere spezielle Effekte im Gepäck: 

  • Barfußgehen und Tautreten für gesunde Füße.

  • Wechselduschen zum Anregen von Kreislauf und Stärken des Immunsystems.

  • Kalte Armbäder zum Ankurbeln des Stoffwechsels und gegen Müdigkeit.

  • Wechselarmgüsse zur Kräftigung und Abwehrstärkung.

  • Gesichtsgüsse zur Erfrischung, Straffung der Haut und bei Kopfschmerzen.

  • Kalte Vollgüsse zur Stärkung des gesamten Organismus.

  • Ansteigende Fußbäder für mehr Wärme im Körper und gegen Erkältungen.

  • Wechselfußbäder bei Kopfschmerzen und niedrigem Blutdruck.

  • Kniegüsse bei Kopfdruck und Kreislaufbeschwerden.

  • Schenkelgüsse für straffe Haut und bei müden und geschwollenen Beinen.

  • Wohlfühlbäder mit Badezusätzen zur Entspannung, Erfrischung oder Harmonisierung.


Gut zu wissen: Für Güsse eignen sich Duschbrausen mit einem komprimierten Wasserstrahl, um gezielte Kältereize zu setzen. Wohlfühlbäder sollten nicht zu heiß sein und auch nicht zu oft durchgeführt werden – bei dem ganzheitlichen Ansatz einer Kneipp-Kur findet alles im gesunden Maß statt. 


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